Die Kassetten überspiele ich selbst in Echtzeit. Ich verwende dafür Typ II-Tapes von Tape it easy aus Italien. Anstelle der normalen Plastikhüllen verwende ich aber eine Verpackung aus recyceltem Karton von Tapezmusik, die wir selbst stempeln.
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Das Buch wurde von Sabrina Peer gestaltet. Kurz vor Weihnachten hat sie mich eingeladen, ihre Entwürfe anzusehen: Der gesamte Boden ihres Wohnzimmers war mit Seiten bedeckt. Wir tänzelten durch alte Fotos, getrocknete Pflanzen, Tour-Reliquien, Notenblätter und Schreibmaschinentexte. Glaub mir, es wird großartig! Diese handgefertigten Collagen werden gescannt und von dem Vienna Printing Cooperative gebunden. Update: Wir haben so viele tolle Motive und wollen mit dem Riso-Drucker noch ein Plakat machen. Das ist bei jedem Buch dabei.
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2021 war ich einen Sommer lang zu Gast in Steyr. Ich komponierte die Musik für einen Theaterparkours in der Arbeitersiedlung auf der Ennsleiten. Mit dem Zug aus Wien über St. Valentin und Raming kommend, stieg ich jeden Probentag den steilen Pfad vom Bahnhof hinauf. Mir kam das bekannt vor: Ich wuchs in der Ramsauer Leiten auf, 150 Kilometer flussaufwärts. Und obwohl der Aufstieg von Schladming länger ist, schaut man hinunter auf das gleiche, kalte Wasser. Die Enns entspringt in den Radstädter Tauern, schlängelt sich am Toten Gebirge vorbei und mündet, nach einem Abstecher durchs Gesäuse, im Fluss Steyr in der gleichnamigen Stadt.
Oben auf der Ennsleiten rieselt einem beim Spazierengehen der lose Putz der Arbeiterhäuser auf den Kopf. Ich hatte mir irgendetwas wie einen Wiener Gemeindebau erwartet. Stattdessen stehen in Steyr wahre Arbeiterschlösschen, von den Jahren mitgenommen, eins neben dem anderen. Wenn man der Karl-Marx-Straße folgt, die schmählichen 70er-Wohnbauten passiert und die Straße des 12. Februar quert, kommt man zum Ennsleiten-Tor am nördlichen Hang. Hier, im Schatten der Birnbäume, endete der Theater-Parkour. Die Fassade des Tors ist durchlöchert, die Einschussstellen wurden nie gekittet. Vor 100 Jahren lag hier die Verteidigungslinie im österreichischen Bürgerkrieg. Die Mauern können ein Lied davon singen.
*Drunt in der grean Au, steht a Birnbam bliah blau, juche
Drunt in der grean Au, steht a Birnbam bliah blau
Vogerl am Zweigerl, Zweigerl am Astl, Astl am Ast, Ast am Bam, Bam in der Au*
Auf halsbrecherischen Stufen ging mein Weg den Hügel hinunter ins Tal. Für viele war das der Weg in die Hack'n, in die Bude, zum Dreh- und Angelpunkt der Stadt: in die Steyr-Werke.
Mit dem Volkslied im Ohr und dem Buch Das Y im Namen dieser Stadt in der Hand, grub ich mich in die Geschichte dieses Ortes. Übrig geblieben ist ein Lied, das anschwillt, wie die Enns nach der Schneeschmelze (und am Ende alles verschluckt - no na net).
Die Wahl der Instrumentierung war pragmatisch: Das Theaterstück fand unverstärkt und zumeist im Freien statt. Auftritt: das Akkordeon. Ich packte die alte Höfner Kleinregister aus, die mir Raika-Willi vor Jahren geliehen hatte, und sang mir auf der Ennsleiten die Seele aus dem Leib.
Das Bild habe ich heute noch vor Augen: In einer leeren Badewanne im Vorgarten eines solchen Arbeiterschlösschens sitzend, sang ich “Lucken in der Landschaft”. Die Kinder aus der Nachbarschaft umkreisten das Publikum mit ihren Fahrrädern. Am Ende der Vorstellung klatschten die Ureinwohner:innen der Siedlung von ihren Fenstern aus müde in die Hände. Ich ging wieder die steile Straße hinunter zum Bahnhof und fuhr über Raming und St. Valentin zurück nach Wien.
lyrics
Des Toi is nur a Lucken in da Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Koane Kamin, koane Straßerl, koane Leiten, koane Bögen
Mit’m Zug aus von St. Valentin über Raming schaut d’ Stodt
Wie a Spielzeug aus mit Malefitzfiguren
I foit die Landschaft zom und schau drauf
Die Bude stöhns ins Toi, in die Lucken, in die Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Die Bude ziagt die Hackler ausm Toi, in die Lucken, in die Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Da Werdnl kriagt sei Denkmal
Da Herbst an Schuss in Kopf
Da Ahrer kriegt a Schnitzel
Zwoa Flaschen Bier und an Strick
Die zwoa Kamin strecken si’ miad
Is Palais verliert sei Forb
A Chef spaziert durchs Eisentor
Da Oide geht
Die Stadt is nur a Buckler und die Bude nimmt die Hackler ausm Toi, in die Lucken, in die Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Die Lucken wird’s verschlucken, oie Buckler, oie Buden, oie Hackler, oie Gfriser, in dem Toi, in der Enns, in da Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Arbeit ehrt
Sie mocht uns stolz
Sie hoit uns zom
Sie mocht uns gonz
Die Stadt is reich nit wegen Ideen
Sondern wengam Ruaß auf unsre Händ
Wegen die Splitter in die Augen
Wengam Krotzen in da Lung
Ausm rohen Erz werdn Waffen, Wägen, Wir
Die Händ de san da Hebel, san da Stab und da Nebel, in da Lucken, in da Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Des Eisen des muss schmözen und da Gummi der muss picken, bis die Scheibenwischer wischen, dass ma’s siagt, schau wie sche unser Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Da Kriag is längst vorbei, wie a Loch, schitt mas zua, wos wüst ändern, wor de Zeit, in dem Toi, in da Lucken, in da Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Von Mauthausen brocht mitm Bus, in des Feier, in dem Toi, in da Lucken, in da Landschaft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Bomben foin vom Himmi
Häuser fehlen wie schworze Zähn
Später spühns Völkerboi im Krater
Fongst die Kugel kriagst a neies Leben
Im Winter siagst d’ Kinder mit die Schlitten im Bombentrichter fahren
Im Frühling liegen die Blüten von de Birnbam
Wie a weiße Tuchant, a neies Glück, neier Onfong, alte Häuser, neie Zeit, neie Menschen, in dem Toi, in da Lucken, in da Londschoft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
Des Wossa, des wir kemma und da Himmi wird si’ strecken und des Stadterl in der Lucken, mit de Häuserl und de Brucken, des wirds Schlucken, in dem Toi, in da Lucken, in da Londschoft
Ois war’s nix
Ois war’s nix
